Landminenmuseum Siem Reap
Wer als Reisender nach Kambodscha kommt und sich ernsthaft mit der Geschichte des Landes auseinandersetzen möchte, der wird nicht umhinkommen, auch die teils unglaublich brutalen Kapitel des 20. Jahrhunderts zu ergründen.
Kambodscha war hierbei in viele Konflikte verwickelt: ein Bürgerkrieg, die Schreckensherrschaft der Roten Khmer und der von diesen verübte Genozid an der eigenen Bevölkerung, das Bombardement durch die US-Amerikaner und die Besatzung durch die Vietnamesen. All diese schrecklichen Momente der Geschichte haben dazu geführt, dass Kambodscha eins der am meisten verminten Länder der Welt ist. Selbst heute noch werden jedes Jahr dutzende Kambodschaner durch Landminen verletzt oder sogar getötet, da noch immer nicht alle Minen aufgespürt wurden. Experten schätzen dabei, dass es noch einige Jahrzehnte dauern wird, bis hier alle Minen restlos entfernt werden können.
Um hier die geschichtlichen Hintergründe und vor allem die aktuelle Lebensrealität der Kambodschaner mit den Landminen besser zu verstehen, empfiehlt sich ein Besuch des Landminenmuseums Siem Reap. Dieses befindet sich etwa 25 Kilometer nördlich von der Hauptstadt Siem Reap entfernt (nahe des Banteay Srey Tempels) und kann gut mit dem Tuk-Tuk erreicht werden.
Das Landminenmuseum Siem Reap wurde von einem ehemaligen Kinder-Soldaten gegründet, der nach seiner Rückkehr in sein Heimatdorf damit begonnen hatte, Landminen per Hand oder mit selbst gebastelten Werkzeugen einzusammeln und zu entschärfen. Diese gesicherten Minen sammelte er und zeigte sie schließlich Touristen für ein kleines Eintrittsgeld. Dies war der Grundstock für das heutige Museum. 1997 wurde das Museum dann offiziell als solches eröffnet. Die so generierten Einnahmen nutzte er dafür, um für durch die Minen verletzte, verstoßene oder verwaiste Kinder zu sorgen, die er gemeinsam mit seiner Ehefrau bei sich aufgenommen hatte.
Ursprünglich befand sich das Museum im Eingangsbereich des Angkor Wat Parks, doch seit 2007 ist es nun an der Stelle neben dem Banteay Srey Tempel beheimatet.
Das Museum hat es sich zum Ziel gesetzt, Touristen und Einheimische über die Langzeitfolgen des Krieges und den Einsatz von Landminen aufzuklären: Viel zu oft haben wir – gerade jene, die nicht davon betroffen sind- den Eindruck, das Ende eines Krieges bedeutet auch das Ende für die Entbehrungen der Bevölkerung. Das Landminenmuseum Siem Reap zeigt hier eindrucksvoll, welche Langzeitfolgen Krieg für die Bewohner eines Landes und die künftigen Generationen hat. Daneben sammelt das Museum auch weiter Geld für die Entminung des Landes und für ein Schulprogramm für betroffene Kinder. Alles in allem ist der Besuch des Museums nicht nur ein wahnsinnig intensiver Einblick in die Geschichte Kambodschas, sondern ermöglicht auch, sich in die Problemstellungen einer „Nachkriegs“-Generation, die bis heute mit den Folgen dieses traurigen Kapitels zu kämpfen hat, hineinzudenken.