Chaw Srei Vibol – ein verfallener Tempel
Bei Chaw Srei Vibol handelt es sich um eine hinduistische Tempelanlage, die im 12. Jahrhundert erbaut wurde. Sie liegt rund 23 Kilometer von Siem Reap entfernt und befindet sich im Norden der Roluos-Gruppe. Trotz seiner Schönheit wird der Tempel wesentlich weniger häufig besucht als vergleichbare Tempel der Region, weshalb Chaw Srei Vibol ein Geheimtipp für Tempel-Fans ist, die sich gerne auch einmal abseits der Massen bewegen. Das Gebiet, das es hier zu besichtigen gilt, misst lediglich 900 Meter mal 600 Meter – dementsprechend sollte für den Besuch auch nicht allzu viel Zeit freigehalten werden: Der Tempel ist schon sehr stark verfallen, es gibt kaum Möglichkeiten, um noch irgendwo ehemalige Inschriften zu entziffern zu versuchen, geschweige denn einen deutlichen Eindruck zu erlangen, wie die Anlage zu seiner hohen Zeit wohl einmal ausgesehen haben muss.
Ruinen im Chaw Srei Vibol
Besonders schön ist die Anlage auch deshalb, weil die Fläche inzwischen sehr stark bewaldet ist: Fernab der gängigen Touristenpfade bekommt man hier einen Einblick in den Prozess, bei dem sich die Natur bebaute Flächen über Jahrhunderte hinweg wieder zurückholt. Die Nähe zur Natur ist für die Besucher während des gesamten Aufenthalts spürbar, ist doch die Geräuschkulisse lediglich das Geschrei der Urwald-Vögel. Aufgrund des Zustands der Anlage empfiehlt es sich, einen erfahrenen Reiseführer zu engagieren, der einem die Besonderheiten des Ortes genauer zeigen kann. Das Gebiet ist von einem Wassergraben umgeben, der sowohl von Osten als auch von Westen aus überquert werden kann. Um diesen Graben auch zu entdecken, braucht es ein wenig Vorwissen, ansonsten zählt dieser nicht zu den Dingen, die einem Besucher unbedingt direkt ins Auge springen würden. Bewegt man sich noch außerhalb der Mauer, die die Tempelanlage umgibt, entlang, gelangt man zunächst zur West-Gopura, dem Torturm des Bauwerks. Leider ist auch dieser inzwischen nur mehr ein Steine-Häufchen seiner selbst, das ursprüngliche Aussehen lässt sich nur mit außerordentlich viel Fantasie erahnen.
Im Inneren des Tempels braucht es dann nicht mehr so viel Vorstellungskraft, um sich das ehemalige Gesamtausmaß der Anlage visualisieren zu können. Auch einige Steinsäulen sind hier noch zu erkennen.
Im Südwesten von Chaw Srei Vibol befindet sich ein ehemaliges Wasserbecken, das den damaligen Bewohnern und Mönchen als Trinkwasserspeicher gedient haben dürfte.
Interessanterweise ist die Tempelanlage fast vollständig aus Laterit gebaut worden, was, im Gegensatz zu den vielen Sandsteinbauten der Region, ein deutliches Unterscheidungsmerkmal darstellt.
In Summe kann man also jedem Besucher, der gerne ein wenig in die Natur abtauchen und Abstand zu den Menschenmassen gewinnen möchte, einen Besuch von Chaw Srei Vibol nur empfehlen.