Koh Ker – ein gewaltiger Pyramidentempel in Kambodscha

Koh Ker – ein gewaltiger Pyramidentempel in Kambodscha

Koh Ker ist eine Stadt im Norden Kambodschas und liegt etwa 120 Kilometer von Siem Reap und Angkor entfernt. Die gesamte Anlage um Koh Ker ist etwa 81 Quadratkilometer groß. Die Stadt ist eine der größten archäologisch relevanten Flächen zur Erforschung des Khmerreiches. Bislang wurden dort schon etwa 180 Heiligtümer entdeckt und in ihrer Verwendung und historischen Bedeutung zeitlich eingeordnet.

Koh Ker Frontansicht

Der atemberaubende Tempel Koh Ker im Königreich der Wunder

Die Stadt, deren ursprüngliche Namen „Lingapura“ (die Stadt der Lingas) und „Chok Gargyar“ (die Stadt des Glanzes) noch auf die Erhabenheit und Bedeutung in alten Zeiten hindeuten, wurde im 10. Jahrhundert zum ersten Mal in alten Inschriften erwähnt. Unter der Herrschaft von König Jayavarman IV. und König Harshavarman II. war sie sogar für 16 Jahre die Hauptstadt des gesamten Khmer-Imperiums. Durch die große Bedeutung, die der Standort für das Reich hatte, kam es auch zu vielen Bauprojekten – mit ein Grund, warum es für die Archäologie dort heute so viel zu entdecken gibt. Der architektonische Stil der Region ist heute auch als „Koh-Ker-Stil“ bekannt.

Dschungel Kambodscha Koh Ker

Aussicht vom Koh Ker Tempel auf den umgebenden Dschungel

Die Stadt und die dazugehörigen Landflächen wurden schon vor der Erhebung zur Hauptstadt als Stätte für hinduistische Rituale und Zeremonien genutzt. König Jayavarman IV. war beispielsweise tief von der Gottheit Shiva beeindruckt, was sich an zahlreichen Inschriften und Bauten in Koh Ker erkennen lässt. Im Gegensatz zu den jüngeren Städten des Khmer-Reiches wurde der Wechsel der Staatsreligion vom Hinduismus zum Buddhismus hier nicht mehr durch neue Bauten sichtbar, weil dieser Schwenk schon nach der Zeit von Koh Ker als Hauptstadt passierte und nur noch sporadisch neue Bauprojekte umgesetzt wurden (was wohl auch daran lag, dass sich die Stadt recht weit abgeschieden von den neuen Hauptstädten befand): Dies ist gerade aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive sehr bedeutend, da die ursprünglichen, rein hinduistischen Darstellungen noch komplett erhalten sind.

Koh Ker wurde im 19. Jahrhundert im Rahmen einer französischen Erkundungstour wieder entdeckt, was die Folge hatte, dass im Laufe der folgenden Jahrzehnte bzw. Jahrhunderte viele Kunstschätze geraubt und vor allem nach Europa, im Speziellen nach Frankreich, gebracht wurden, wo diese Raubkunst bis heute in Museen für Interessierte ausgestellt ist.

Von den zahlreichen Monumenten, die sich am Gebiet von Koh Ker befinden, sind momentan nicht alle für Besucher zugänglich gemacht. Das größte Bauwerk auf der Fläche ist das ehemalige Wasserreservoir, der Baray Rahal, der allerdings inzwischen kein Wasser mehr speist. Besonders interessant daran ist, dass dieser nicht exakt nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet ist, wie das oft bei großen Bauten im Khmer-Reich der Fall war. Die gesamte Anlage lässt sich grob in drei Gebiete einteilen: die Monumente rund um den Rundkurs, die Monumente an der Zufahrtsstraße (die zu der Zeit als Koh Ker die Hauptstadt des Khmer-Reiches war als eine der strategisch wichtigsten Straßenverbindungen des Imperiums galt) und die Bauten rund um das Doppelheiligtum Prasat Thom (der rote Turm) und Prang (die Stufenpyramide). Ganz besonders interessant an letzteren beiden ist, dass die große Tempelanlage linear angeordnet ist – und nicht etwa konzentrisch, wie das sonst bei Tempelbauten in der Zeit der Khmer üblich war.

Reisevideo von Koh Ker

Heute ist die Stadt ein beliebtes Besuchsziel bei Touristen, inzwischen ist der Ort durch eine 2011 gebaute Straße gut und einfach für Besucher erreichbar, und auch ganzjährig zugänglich (wobei, wie bereits erwähnt, nicht alle Bauten für Besucher freigegeben sind). Da die Region Koh Ker und die die Stadt umgebenden Wälder noch immer zum Teil stark vermint sind (trotz zahlreicher Bemühungen der Behörden, die Gebiete Schritt für Schritt zu sichern) ist es ratsam die Gegend nur mit einem erfahrenen Reiseführer zu erkunden und die gekennzeichneten Wege nicht zu verlassen.


Für die Besichtigung von Koh Ker sollten Besucher etwa zwei bis drei Stunden einplanen, um die verschiedenen Bauten zu erkunden und die Besonderheit des Ortes tatsächlich auch auf sich wirken lassen zu können.

Imposanter Weg zum Tempel Koh Ker

Der Weg führt durch eine vorgelagerte Tempelanlage die zunächst den Blick auf Koh Ker verwehrt